TSG Heilbronn

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Wir schreiben den 18. Oktober 2020, den Tag des Final Four für unsere Knaben B in der Regionalliga. Ein aufregender Tag. Der Tag, so ist es in der Traineransprache zu hören, für den unsere Jungs so viel Zeit und Energie aufgebracht, so viele Trainingseinheiten absolviert und an so vielen Spieltagen gekämpft haben. Der Tag, an dem alles in die Waagschale geworfen wird.

Halten wir also kurz inne und besinnen uns: 18.10. - die Geburtstage von Michael Stich und Martina Navrátilová. Ob das aus sportlicher Sicht ein gutes Omen ist? Der Geburtstag aber auch von Heinrich von Kleist, dem Lyriker, aus dessen Feder „Das Käthchen von Heilbronn“ stammt. Und unweigerlich zeigen sich jetzt schon die ersten Assoziationen, zumindest wenn man den Untertitel des im Jahre 1810 (!!) uraufgeführten Dramas in den Fokus rückt: „Ein großes historisches Ritterschauspiel“.

Mit diesen Gedanken kehren wir zurück ins Jahr 2020, das uns eine mehr als außergewöhnliche Feldsaison bescherte. Eine Saison, bei der man anfangs nichts ansatzweise wusste, wann und wie sie enden würde. Richtig - wie bei der Liebesgeschichte der vermeintlichen Bürgerstochter Käthchen und dem adliger Ritter Graf vom Strahl.

Nun, für unsere Jungs endete sie eben mit dem wohlverdienten Einzug in ein Final Four, in dem man auf die Teams des TSV Mannheim, des Mannheimer HC und des HC Ludwigsburg traf. Und aus den Erfahrungen der vorherigen Spieltage wusste man: dieses Mal war alles möglich!

So traten unsere orangenen Buben zunächst gegen die blauen Kurpfälzer an. Die Zuschauer verfolgten das Spektakel mit Maskierung, wie es sich auch schon für mittelalterliches Treiben ziemte. Voller Inbrunst spielten die Heilbronner auf und sie ließen von Beginn an keine Zweifel an ihrer Intention aufkommen. Sie drückten mit schönen Spielzügen in den gegnerischen Schusskreis. Eins ums andere Mal. Und wieder. Und wieder. Solange, bis nun auch auf diesem Schauplatz das Drama begann. Im Mittelpunkt der Handlung: der Konter, der einen klassischen Wendepunkt einläutete und sich leider gleich mehrfach mit gelungenem Abschluss wiederholte. So kam es trotz eines erfolgreichen Eckentores und weiterem sichtbaren Kampfgeist zu einem 1:3-Ergebnis und der bitteren Erkenntnis, dass es auch in dieser Saison zu keinem Finaleinzug kommen würde. Wie Kleist scheiterten unsere Jungs in diesem Moment an der Realität.

Aber anders als bei Kleist stürzte sie dies nicht in eine tiefe Sinnkrise. Sie stellten sich vielmehr der neuen Herausforderung gegen die TSVler, die gleichermaßen bestürzt ins Spiel eintraten. Unsere Buben suchten kleistgleich in der ersten Hälfte sichtlich nach innerer Sicherheit und Orientierung und fanden diese in klaren und sehr präzisen Ansagen ihrer Trainer. Möglicherweise fühlten sich diese als wären sie inmitten eines Dialogs zwischen Käthchen und dem Grafen: „Wer? - Ich! – Du? – Ja! – Wer? – Ich! – Die Stimme kenn` ich!“ Die Eigeninitiative wuchs aber zusehends und die begleitenden Ansagen konnten sich bald auf ein einfaches „Brust raus“ beschränken. Zu sehen war dann vor allem eine zweite Halbzeit, auf die die Jungs, wären sie ihre Eltern, stolz sein könnten. Der erneute Endstand von 1:3 spiegelt nicht in vollem Maße die erbrachte Leistung wider. Umso größer war die Enttäuschung, die sich bei einigen sicherlich anfühlte wie Kleist es im Jahre 1811 in einem Brief an seine Vertraute Marie niederschrieb: „Innerlich so wund, dass mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert.“

Während der Dramatiker nun aber selbstbestimmt seinen eigenen Erfolg nicht mehr erlebte, steht unseren Jungs alles offen und sie werden sich garantiert in absehbarer Zeit selbst belohnen können. In der anstehenden trainingsfreien Zeit könnten sie sich vielleicht ein wenig mit dem in den Spielregeln zu lesenden Ziel ihrer Sportart beschäftigen, nämlich „einen Ball in das gegnerische Tor zu befördern“. Zur theoretischen Vorbereitung hier ein paar sprachliche Alternativen: knipsen, den Ball in die Maschen dreschen, dem Torwart eine einschenken, ins lange Eck schlenzen, über die Linie drücken, den Ball reinwürgen, einnetzen, reinhämmern, Hütte machen, reinfeuern, den Ball versenken, reinzimmern, … Jungs, ihr könnt das!

Und glücklicherweise habt ihr die besten Trainer der Welt – Klemens, Fidi und Georg werden euch weiterhin auf ihre engagierte und motivierende Art unterstützen. Vielen Dank an euch drei!

Es spielten: Benedikt, Daniel, Devin, Ennio, Hannes, Henri, Jakob, Leo, Levin (TW), Magnus, Max und Tim

Bericht: Anne, Fotos: Anne und Tammo 

 

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